das art magazin präsentiert "subjects of desire":
Friday, March 22, 2013
kwerfeldein: männerfantasien
ein schöner artikel von marit beer über "subjects of desire":
http://kwerfeldein.de/2013/03/20/mannerfantasien/
Wednesday, March 20, 2013
Thursday, March 7, 2013
Männer. Mythen. Meisen.
Männer. Mythen. Meisen
von Timon Engelhardt
von Timon Engelhardt
Als vor einiger Zeit zwischen Buchdeckeln und in den Feuilletons der
bürgerlichen Presse “Das Ende des weißen Mannes” behauptet, beschworen, beklagt
wurde und damit nach 40 Jahren Neuer Frauenbewegung, zwanzig Jahren queer
theory sowie noch älterer Versuche, mit Hilfe von postcolonial studies den
definitorischen Blick fast durchweg männlich-weißer Betrachter aufzuheben, war
die Verunsicherung unter vielen Gemächtträgern groß. Plötzlich wurden nicht
mehr nur Toleranz, Gleichberechtigung, Gendermainstreaming und ähnliche, die
Herrschaft des Weißen Mannes eher zementierende als dekonstruierende Konzepte
diskutiert, sondern die Aussicht auf eine neue, für die Nutznießer patriachaler
Gedanken- und damit Lebensformen unsichere Zukunft eröffnet. Die Verunsicherung
war nicht nur groß, sie schwillt weiter an - und hat den Punkt maximal
schmerzhafter Dauererektion noch nicht erreicht.
Der weiße - mit Abstrichen: heterosexuelle - Mann: Er hat als normierendes Modell ausgedient, so wie es scheint. Doch während die um ihre Missionarsstellung gebrachten Repräsentanten der old world order vor allem um ihre in Jahrtausenden angehäuften Pfründe, Privilegien und liebgewonnenen Phallussymbole besorgt scheinen, zeichnet Zorana Musikic mit ihrer Arbeit “Subjects Of Desire” eine ganz andere Möglichkeit: Die Befreiung des Mannes - von seiner Männlichkeit. Das Korsett des theweleitsches Körperpanzers, es ist ihm schon lange zu eng geworden. Das Baden der Hoden in Eiswasser der Gruppen der Männer Radikale Therapie-Bewegung, der Beckham´sche Männerkosmetikboom, der mittlerweile auch die migrantischen Jungsmilieus der europäischen Großstädte in zärtlicher Umarmung hält, die Augenbrauen zupfende Metrosexualität, die mitunter oder meistens unangemessen jammernde Väterrechtsbewegung: So unterschiedlich die Ansätze sind, sie zeigen, dass auch das Bild des aggressiven, selbstbewussten, funktionierenden Schwanzträgers nicht mehr nur Nutzen schafft, sondern auch Opfer kostet - und mancher nicht mehr bereit ist, sie auf Kosten seiner selbst zu bringen.
Und so weisen ihre Bilder über die schnöde Wirksamkeit tradierter Geschlechtsidentitäten hinaus und zeigen Re- statt Dekonstruktionen einer in aller Verlorenheit zu sich selbst gefundenen Männlichkeit. Dass dieser Prozess auch Schmerz mitdenkt, Einsamkeit und immer wieder Zweifel, dass ein immer-wieder-Mann-Werden auch Gosse oder Strang bedeuten kann, ist eine Banalität. Die Freiheit, die ein Verzicht auf ein von Zwang und Enge bestimmtes Mann-Sein bedeuten kann, ist es nicht. Mit “Die freie Entfaltung des Einzelnen ist die Voraussetzung der freien Entfaltung Aller”, schrieben zwei bekennend identitäre Bartträger einst ihre auch heute noch gültigen Vorstellungen menschlicher Emanzipation nieder. Geschlechtsidentitäten - auch und gerade männliche - sind das Gegenteil dessen. Folglich schreckt manch Bild in seiner aufklärerischen Wucht auch vor Bezügen auf Religion und Mythos nicht zurück: Die um den Penis gewundenen Blumen und damit die Vereinigung des weiblichen mit dem männlichen Prinzip (nichts anderes meinte, wenn man den Ergründern christlicher Wirrheiten folgen mag, auch das Phallussymbol und Blütenform kombinierende Rosenkreuz, Namensgeber der Mystikersekte, der schon Sean Connery und Tom Hanks auf der Suche nach dem Heiligen Gral hinterherstolperten).
Ein anderes Bild spielt mit dem Wortwitz des coming outs, des sich aus dem Schrank heraus Trauens - wobei es der Unterkörper samt Schwanz gerade schafft, während der Kopf scheitert. Man könnte dies als Kommentar zu den reaktionären Männlichkeitskonstruktionen der Schwulenszene lesen, des athletisch gestählten Körpers und des Kults darum, der Lederpanzerung, der gar nicht mehr ironisch zur Schau getragenen Betonung männlicher Attribute. Auch das für das patriachal geschulte Auge unerwartete Präsentieren des Mannes in seiner vermeintlich schwächsten Pose - auf allen Vieren, nackt, das Rektum dem Betrachter entgegengestreckt - spielt ebenso wie andere, weiblich codierte Accessoires wie Tränen oder glitzernd funkelndem Geschminke benutzende Motive, mit der Auflösung des Mannes als Samenleiter mit starker Schulter.
Der Mann, er ist ein Mythos mit Meise. Es wird Zeit, ihn von beidem zu befreien.
Der weiße - mit Abstrichen: heterosexuelle - Mann: Er hat als normierendes Modell ausgedient, so wie es scheint. Doch während die um ihre Missionarsstellung gebrachten Repräsentanten der old world order vor allem um ihre in Jahrtausenden angehäuften Pfründe, Privilegien und liebgewonnenen Phallussymbole besorgt scheinen, zeichnet Zorana Musikic mit ihrer Arbeit “Subjects Of Desire” eine ganz andere Möglichkeit: Die Befreiung des Mannes - von seiner Männlichkeit. Das Korsett des theweleitsches Körperpanzers, es ist ihm schon lange zu eng geworden. Das Baden der Hoden in Eiswasser der Gruppen der Männer Radikale Therapie-Bewegung, der Beckham´sche Männerkosmetikboom, der mittlerweile auch die migrantischen Jungsmilieus der europäischen Großstädte in zärtlicher Umarmung hält, die Augenbrauen zupfende Metrosexualität, die mitunter oder meistens unangemessen jammernde Väterrechtsbewegung: So unterschiedlich die Ansätze sind, sie zeigen, dass auch das Bild des aggressiven, selbstbewussten, funktionierenden Schwanzträgers nicht mehr nur Nutzen schafft, sondern auch Opfer kostet - und mancher nicht mehr bereit ist, sie auf Kosten seiner selbst zu bringen.
Und so weisen ihre Bilder über die schnöde Wirksamkeit tradierter Geschlechtsidentitäten hinaus und zeigen Re- statt Dekonstruktionen einer in aller Verlorenheit zu sich selbst gefundenen Männlichkeit. Dass dieser Prozess auch Schmerz mitdenkt, Einsamkeit und immer wieder Zweifel, dass ein immer-wieder-Mann-Werden auch Gosse oder Strang bedeuten kann, ist eine Banalität. Die Freiheit, die ein Verzicht auf ein von Zwang und Enge bestimmtes Mann-Sein bedeuten kann, ist es nicht. Mit “Die freie Entfaltung des Einzelnen ist die Voraussetzung der freien Entfaltung Aller”, schrieben zwei bekennend identitäre Bartträger einst ihre auch heute noch gültigen Vorstellungen menschlicher Emanzipation nieder. Geschlechtsidentitäten - auch und gerade männliche - sind das Gegenteil dessen. Folglich schreckt manch Bild in seiner aufklärerischen Wucht auch vor Bezügen auf Religion und Mythos nicht zurück: Die um den Penis gewundenen Blumen und damit die Vereinigung des weiblichen mit dem männlichen Prinzip (nichts anderes meinte, wenn man den Ergründern christlicher Wirrheiten folgen mag, auch das Phallussymbol und Blütenform kombinierende Rosenkreuz, Namensgeber der Mystikersekte, der schon Sean Connery und Tom Hanks auf der Suche nach dem Heiligen Gral hinterherstolperten).
Ein anderes Bild spielt mit dem Wortwitz des coming outs, des sich aus dem Schrank heraus Trauens - wobei es der Unterkörper samt Schwanz gerade schafft, während der Kopf scheitert. Man könnte dies als Kommentar zu den reaktionären Männlichkeitskonstruktionen der Schwulenszene lesen, des athletisch gestählten Körpers und des Kults darum, der Lederpanzerung, der gar nicht mehr ironisch zur Schau getragenen Betonung männlicher Attribute. Auch das für das patriachal geschulte Auge unerwartete Präsentieren des Mannes in seiner vermeintlich schwächsten Pose - auf allen Vieren, nackt, das Rektum dem Betrachter entgegengestreckt - spielt ebenso wie andere, weiblich codierte Accessoires wie Tränen oder glitzernd funkelndem Geschminke benutzende Motive, mit der Auflösung des Mannes als Samenleiter mit starker Schulter.
Der Mann, er ist ein Mythos mit Meise. Es wird Zeit, ihn von beidem zu befreien.
"Subjects of Desire" wird im Rahmen der Ausstellung "alongside" gezeigt.
Ausstellungseröffnung: Freitag 8. März, 19 Uhr
Ausstellungseröffnung: Freitag 8. März, 19 Uhr
Saturday, March 2, 2013
group show: alongside
showing my latest work: SUBJECTS OF DESIRE
March 9th - April 21st 2013Exhibition Opening: Friday, March 8th 2013, 7 p.m.Wednesdays - Sundays 1-6 p.m.Guided Tour: Sunday, April 7th 2013, 3 p.m.Finissage: Sunday, April 21st 2013
Neue Schule für Fotografie GalleryBrunnenstrasse 188-19010119 Berlin
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